Wirklich ein sehr guter Text!
Steppenwolf: Keine Sorge, ich fühle mich nicht angegriffen, genauso wie ich hoffe, dass du dich nicht angegriffen fühlst (was bei meinem Text sicher leicht passieren könnte)! Es ist auf jeden Fall nicht schlecht, über dieses interessante Thema zu diskutieren, gerade weil ich auch gerne und viel Fachliteratur dazu gelesen habe bzw. lese.
Wobei ich gestehen muss, dass ich des Themas etwas überdrüssig bin, da ich aufgrund meiner langjährigen Aktivität in der LANparty-Szene schon sehr oft und intensiv damit zu tun hatte.
Leider sind die meisten Kritiker von Computerspielen auch aus völlig objektiver Sicht nur noch als “verbohrt” zu bezeichnen. Die meisten machen sich nicht die Mühe, sich wirklich einmal anzusehen, über was sie da reden oder einmal über die roten Pixel hinauszublicken. Es gibt sehr viele, wenn auch meist ungenügende, Studien zu dem Thema. Übrigens kommen die meisten auf das Ergebnis, dass Computerspiele ungefährlich sind (laut Australians and Computergames Today sogar gänzlich). Andere dagegen berichten wiederum über eine verminderte Empathie direkt nach dem Spielen. Über Langzeitfolgen gibt es allerdings noch KEINE Studien. Nun gehen diese Leute also her, finden eine Studie, die dann zum Teil noch eine sehr fragwürdige Methodik aufweist und ziehen aus den Kurzzeitergebnissen Schlüsse auf eine in ihren Augen erhebliche Langzeitwirkung. Das ist natürlich völliger Quatsch und der “Schluss” ist eher ihre eigene Meinung “des is so brutal, des kann ja nix guts sein, da muss man ja gewalttätig werden”, den sie dann durch irgendetwas untermauert sehen.
Es gibt Leute (auf der bereits erwähnten Veranstaltung erlebt), die sich zu Wort melden und sich darüber auslassen, dass solche Computerspieler dann doch nicht nur Amoklaufen, sondern auch in Fußgängerzonen Omas anrempeln.
Dabei zeigt z.B. eine Studie in den USA, dass in den letzten Jahren - man mag es kaum glauben, denn die quotengierigen Medien zielen gerne auf die Sensationsgeilheit der Zuschauer ab und erzählen einem etwas völlig anderes [siehe dazu auch Bowling for Columbine] - die Jugendkriminalität in den USA zurückgegangen ist. Also kaum ein Zusammenhang mit dem Aufkommen von “brutalen” Computerspielen in der gleichen Zeit, oder?
Nunja, die landläufige Meinung ist aber genau das Gegenteil: Unsere Jugend verkommt zu lauter kleinen Terroristen und wer schuld ist, ist ja klar. So titelte die “Neue Solidarität” (frag mich wirklich, wie die Zeitung zu diesem Namen kommt) schon über die “Gehirnwäsche” durch Gewaltspiele aus den USA…
Ich wünsche mir nur, dass die Leute mit etwas wacherem Auge durch die Gegend laufen - z.B. Computerspiele nicht einfach verbieten, damit man sie ignorieren kann. Nicht fragen “Was bringen denn diese Computerspiele überhaupt?” sondern “Welche Gefahren birgen sie eigentlich wirklich, oder doch nicht?” - anstelle eine “offensichtliche” Theorie anzunehmen.
Auch Bücher wurden nach “Das Leiden des jungen W.” zum Teufelsmedium erklärt…
cu
Ford Prefect