Das ist der Grund, warum ich das Plakat selbst nicht für sexistisch halte. Es bewirbt einfach nur das Produkt. Nicht einmal die Prostitution ist per se sexistisch.
Über das Gewerbe gibt es aber sehr viele sexistische Vorurteile und der Arbeitsalltag vieler Mitarbeiter*innen ist durch Sexismus geprägt.
Die Ex-Frau eines Freundes war (und ist seit der Scheidung vermutlich wieder) Prostituierte. Sie hat das freiwillig gemacht und einer der Scheidungsgründe war, dass sie damit nicht aufhören wollte. Sie hat in der Schweiz gearbeitet und mit ausgewählten Kunden rund 700 € pro Stunde verdient - teilweise dafür, sie zu verprügeln oder mit ihnen zu kuscheln.
Ein paar der eben erwähnten Vorurteile über die Prostitution sind:
Prostituierte sind Frauen
Das ist meist so, aber nicht immer. In vielen Köpfen schwirrt vielleicht noch die Vorstellung, dass homosexuelle Männer dem Gewebe nachgehen, aber die machen das “zum Spaß”. Dass es bei denen genauso häufig (in relativen Zahlen) auch Zwangsprostitution gibt, wird ignoriert oder gar verleugnet. Männer sind Täter, nie Opfer (ein Vorurteil, auf das ich noch zurück komme).
Alle/die meisten Prostituierten werden dazu gezwungen
Das ist die andere Seite des Vorurteils: Frauen sind Opfer, nie Täter.
Zuhälter sind Männer
Auch das passt natürlich super ins Bild: das arme unterdrückte Fräulein wird vom großen, seine Macht missbrauchenden Mann versklavt. In Wirklichkeit ist der Zwang in der Zwangsprostitution meist psychologisch oder wirtschaftlich. Die Täter sind deshalb auch oft Frauen.
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Richtig. Gerade die Werbung setzt ja nur auf Stereotypen. Trotzdem sind Werbespots in ihrem Bild der Männlichkeit völlig unterschiedlich: die eine vermittelt das Bild des lauten, stinkenden, hirnlosen, aggressiven, Fleisch fressenden und Bier saufenden Fußballfans. Das kann man klar als sexistisch betrachten, weil es eben dieses toxisch maskuline Bild prägt.
Andere Werbung, wie die des Mannes, der sich am kühlen Strand in den Sand fallen lässt um ein friesisch-herbes Pils (aka industrielle Pissplörre) zu bewerben zeigt zwar auch einen Stereotypen, aber wie ich finde einen positiven. Der Mann im Spot ist ein Genießer, ruhig, selbstbewusst, nachdenklich, gepflegt, gesund und attraktiv - eben auch männlich. Ich als genau so ein Mann (höhö) kann mich damit identifizieren, andere vielleicht weniger. Mann kann so sein, muss Mann aber nicht, vor allem, weil es dem ersten Bild völlig widerspricht.