Window Manager für Linux (Mint)

Hey Leute,

ich würde mir gerne einen Tiling Window Manager unter Linux Mint installieren. Ich habe zwar schon ein bisschen recherchiert aber 2-3 Fragen sind noch offen, deswegen die Erstellung dieses Themas.

Meine technischen Wünsche:

  1. Der Window Manager sollte etabliert und weit verbreitet sein, damit ich leicht Hilfe auf den gängigen Portalen finden kann.
  2. Die Umstellung und Installation sollte so reibungslos wie möglich sein (bspw. muss man bei bspwm noch Nacharbeiten, wenn man mit Tastaturkürzeln arbeiten möchte und da ich eigene definiert habe, möchte ich eigentlich keine Zeit damit verbringen, diese Mechanik zu aktivieren)
  3. Die Leiste unter Linux Mint finde ich eigentlich ganz gut (Menü – Programmstarter – Reiter mit offenen Fenstern auf allen Desktops – Icons – Zeit), deswegen wäre es top, wenn der neue Window Manager das auch unterstützt.

Meine optischen optionalen Wünsche (die Technischen gehen ohne Wenn und Aber vor aber leider gehöre ich zu den Leuten, denen das Aussehen ihres Betriebssystems wichtiger ist als der eigenen Kleidung):

  1. Ich finde kleine Lücken zwischen den Fenster, in denen man das Hintergrundbild sieht, ansehnlich.
  2. (Falls das überhaupt eine Funktion eines Window Managers darstellt) Während meiner Recherche bin ich immer mal wieder auf Konfigurationen gestoßen, bei denen das Terminal den Hintergrund verschwommen darstellt – finde ich persönlich ziemlich cool, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass das beim Arbeiten störend sein kann.

Nach allen Informationen, die ich so zusammentragen konnte, kommt i3 meinen Wünschen am nächsten. Ich konnte aber nicht herausfinden, ob 3. und 5. unterstützt wird. Ich habe bisher nur Nischen-Window Manager gefunden, die 5. unterstützen, und da 1. sowie 2. die Wichtigsten Anforderungen sind, kommen solche kleinen Projekte für mich nicht in Frage.

Mich interessiert deswegen:
A. Wisst ihr, ob i3 all meinen Wünschen gerecht wird?
B. Könnt ihr andere gute Empfehlungen aussprechen?
C. (Die wichtigste Frage) Was muss ich bei der Installation eines neuen Window Managern beachten (s. „bspwm-Problem“)?

Falls es wichtig ist: In meiner Computernutzung gibt es Schwankungen bzgl. der verwendeten Monitorfläche. Ich nutze mal 2x WQHD, 1x WQHD und 1x FHD. Insbesondere mit 2x WQHD sollte es reibungslos funktionieren. (Ich denke, dass das ein Window Manager, der 1. erfüllt, das beherrscht, möchte es aber der Vollständigkeit halber einfach erwähnt haben.)

Ich benutze seit Jahren keine tiling window manager mehr (weil ich es für eine schlechte Idee halte), aber ggf. könnte dich auch Xmonad interessieren. Soweit ich mich erinnere, hat es viele von den Eigenschaften, welche du suchst, sogar die „optionalen“. Der „Nachteil“ ist dass man sich ein wenig mit Haskell auseinandersetzen muss.

Ich persönlich nutze KDE und bin auch nicht überzeugt von tiling window managern.
Die oft vorgebrachten Vorteile wie platzersparnis und Geschwindigkeit kann ich so nicht nachvollziehen.
Es erfordert oft einiges an Konfiguration und mann muss ständig die Tastatur bedienen und sich komplizierte Tastenkombinationen merken. Eines der Argumente, das immer vorgebracht wird: „Man ist schneller, da man nicht die Maus anfassen muss.“ scheitert daran, dass in der Realität die meisten Programme mit der Maus bedient werden und nicht der Tastatur. In Wahrheit ist es komplett andersherum. Der normale Nutzer, der nicht im Terminal lebt und remote Server administriert arbeitet mehr mit der Maus, als mit der Tastatur. Und wenn ich schnell was tippen muss nutze ich die freie Hand und schreib einhändig. Es sei denn du suchst dir Kommandozeilenprogramm als Alternative zu allen grafischen Programmen, dann musst du deine Maus nicht mehr anfassen. Spätestens beim Webbrowser in der Kommandozeile wird es dann unbrauchbar, wenn man alle Links durchtaben muss.
Ich seh das ganze mehr als Nische, die für die Arbeit einiger weniger sinnvoll sein mag (Administrator von remote Server per ssh, obwohl es dafür bestimmt auch bessere Tools gibt), für alle anderen ist es eine Spielerei/Hobby wie ein Oldtimer oder Wasserkühlung bei PCs. Ist es cool? Ja. Ist es praktisch. Eher nicht. Zudem musst du bedenken, dass du viele Programme, die in einer Destkopumgebung standardmäßig dabei sind zusätzlich suchen, installieren und konfigurieren musst. Netzwerkmanager? Gibts erstmal nicht. Bildschirm sperren? Geht auch nur mit extra Programm. Startmenü? Bitte installieren sie eines. Das ist alles relativ aufwändig und war es mir nicht wert. Wenn man diese initiale Hürde überschritten hat, dann muss man natürlich nicht nochmal alle Programme zusammensuchen, aber dannach hat man auch keine Desktopumgebung, die besser ist, als die Standardumgebungen. KDE/XFCE ist mindestens so konfigurierbar und hat keine so hohe Einstiegshürde. Von Gnome würde ich abraten, da die Konfigurierbarkeit hier zunehmend beschnitten wird und mangelnde Funktionen nur mit Plugins nachinstalliert werden können.

Um mich mal der allgemeinen Diskussion zu Tiling Window Managern anzuschließen:

@TOKAMAK hat hier mMn viele gute Punkte angesprochen

Trotzdem finde ich (zumindest für den Anwendungsfall eines Laptops) Tiling doch relativ praktisch, da ich dort wegen des geringen Bildschirmplatzes will, dass die Fenster den vollen Platz ausnutzen.

Hier mal ein Mittelweg:

Tiling für Gnome ohne aber auf den „Luxus“/Einfachheit einer vollen Desktop-Umgebung verzichten zu müssen (bspw. auf einem Fedora auch sehr leicht eingerichtet):

In der Readme steht auch noch eine ausführliche Erklärung:

Man kann damit das Tiling auch „live“ im Betrieb einfach an-/ausmachen.

Zu Gnome gibt es relativ starke Meinungen (in gewisser Weise bevormundet es den User doch etwas; das aber eher im Vergleich zu anderen Linux-Desktops und nicht mit Windows/MacOS als Vergleich). Für einen Laptop finde ich es jedoch relativ praktisch und intuitiv.

Ein paar Worte dazu, warum ich überlege einen Tiling Window Manager zu benutzen:
Ich sehe den Vorteil hauptsächlich darin, dass ich mehr Kontrolle darüber habe, wo und in welcher Größe ein Fenster erscheint (und sie sich nicht überlappen). Unter Cinnamon nervt mich bspw. das Fenster nie an dem Ort, an dem sie geschlossen wurden (bspw. linke Bildschirmhälfte), geöffnet werden, sondern leicht zur Mitte versetzt, was wie folgt aussieht
image
sodass ich sie jedes Mal wieder manuell verschieben muss.

Gäbe es dieses Problem nicht, wäre ich wasl. nicht auf die Idee gekommen mich mit Tiling Window Managern zu beschäftigen.
Des Weiteren stelle ich mir es sinnvoll vor, bestimme Anwendungen einer Arbeitsfläche standardmäßig zuzuweisen („Firefox ist immer auf der zweiten Arbeitsfläche”).

Aber wenn Tiling Window Managern sogar euch (@radler ausgeschlossen) zu viel Konfiguration bedeuten, dann bin ich, denke ich, gut beraten, es euch gleich zu tun, weil ihr mir schon bei anderen Themen geholfen habt, die meinen Wissensstand überstiegen.


Tiling für Gnome ohne aber auf den „Luxus“/Einfachheit einer vollen Desktop-Umgebung verzichten zu müssen (bspw. auf einem Fedora auch sehr leicht eingerichtet)

@radler Ich glaube es zwar nicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt: Kann man das auch unter Cinnamon einrichten, sodass ich nicht erst Gnome installieren muss?

Ich fürchte nicht.
Es ergibt denke ich auch nur Sinn, falls man sowieso schon mit Gnome unterwegs ist.
Ich wollte es nur Mal zu der allgemeinen Tiling-Window-Manager-Debatte einwerfen.

Vor etwa einem Jahr wechselte ich von Ubuntu zu Linux Mint, vor allem, weil ich mit der graphischen Benutzeroberfläche nicht so richtig zufrieden war – vor einem Jahr wäre deine Zeit gewesen! :smiley:

Ich wollte hier mal nur einwerfen, dass ich Plasma (KDE Desktop) mit Herbstluftwm als Window Manager nutze. Damit habe ich sowohl das Tiling als auch den Komfort einer Desktopumgebung.

Es ist kein entweder/oder.

KDE beherscht doch schon tiling, was genau ist den der Vorteil noch eine tiling wm draufzupacken?
Autotiling? Gibts bestimmt ein Plugin für KDE.
Shortcuts müsste man ja auch anpassen können, mit meta + pfeiltasten kann ich ja auch Fenster bewegen.
Und macht ihr wirklich mehr als 2-3 Fenster nebeneinander auf?
4 geht ja noch, aber danach wirds schon arg unübersichtlich.
Bei mir ist fast alles im Vollbild und ich switche einfach mit alt + tab oder der Taskbar.
Vor allem sind die meisten Anwendungen auch nicht dafür gemacht, in komischen Seitenverhältnissen zu laufen. Browsen möchte ich gar nicht in einem 1/4 Fenster. Da ist 1/2 die Untergrenze.
Btw. Gnome erlaubt anscheinend kein 1/4 tiling. :joy:

@MathematikBachelor
Du kannst auf praktische jeder Distro die Desktopumgebung ändern. Es ist nicht notwendig die Distro zu ändern. Mit Flatpak und Docker auch wirklich nicht mehr so wichtig heutzutage, so lange die Distro halbwegs aktuell ist. Bei mir läuft im Moment fedora, damit bin ich ganz glücklich. Aber du kannst auch problemlos KDE/XFCE/GNOME auf Ubuntu installieren. Mint ist ja auch nur ein Ubuntu Flavour, also ein angepasstes Ubuntu.

In Cinnamon sollte es eine Einstellung geben, damit er sich die Fensterposition merkt. Das funktioniert erfahrungsgemäß mal besser mal schlechter. Ich nutze die Funktion aber nicht wirklich, bzw. schieb ich meine Fenster je nach Arbeit rum. Ob i3 oder eine ander TWM dir das Problem löst kann ich nicht sagen.
Fensterposition merken ist jetzt eigentlich nicht das hauptaugenmerk dabei. Einen ganzen i3-rice (i3-Konfiguration) selber zu basteln nur um das Problem zu lösen, ist ein bisschen mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wenn du aber Zeit und Lust hast will ich dich aber auch nicht davon abhalten. Man kann durchaus funktionalle Oberflächen zusammenbasteln, man muss aber einiges an Zeit investieren, wenn man etwas persönliches haben will und nicht nur ein 0815 Setup.

Oder eben so wie @Ford_Prefect es vorschlägt, obwohl ich (siehe oben) den Vorteil noch nicht ganz verstehe, weil die Funktionalität schon gegeben sein müsste ohne TWM.

Dass man die Desktopumgebung auf jeder Distro individuell einstellen kann, wusste ich zum Zeitpunkt meines Wechsels noch nicht :man_facepalming: (Da ich mich seit Linux Mint verstärkt mit Linux beschäftige, hat sich der Wechsel nicht nur wegen des Desktopumgebung gelohnt :smiley:)

Und ja, Gnome beherrscht kein 1/4 Tiling, fand ich damals, wie erwähnt, nervig.

Wenn du schreibst, dass KDE Tiling beherrsche und deswegen kein Tiling Window Manager notwendig sei, was kann ich mir unter der KDE-Funktionalität vorstellen? Unter Cinnamon kann ich die Fenster manuell auch auf 1/2 und 1/4 teilen (wie bei Windows) aber für mich ist das mit meinem Wissensstand nicht mit einem Tiling Window Manager zu vergleichen.
      Edit: Hattest du KDE Bismuth im Hinterhopf? Ich habe gerade recherchiert und mein erster Eindruck ist, dass ich damit meinen Vorstellungen super nahe komme.

Ich habe eigentlich nicht vor, lange an einer Konfiguration rumzubasteln, deswegen auch die anfangs erwähnte Anforderung:

…und wenn ein TWM teilweise versierteren Nutzern zu aufwendig ist, dann mir erst recht. Ich dachte, ein TWM würde direkt mit guten Einstellungen ausgeliefert werden, so wie bspw. Cinnamon, aber da lag ich wohl nicht richtig.

Da habe ich mich unscharf ausgedrückt. Es geht nicht einfach nur um Tiling. Ich sage mal das wichtigste weitere Feature für mich ist die extensive Scriptability. Aber es gibt auch andere Unterschiede wie z.B. Tag-Konzept vs. Desktop-Konzept.

Generell ging es mir darum, dass man durch die Wahl der Desktopumgebung nicht an den mitgelieferten Window Manager gebunden ist, zumindest nicht bei KDE. Und der Umkehrschluss dazu.

Falls jemanden interessiert, warum ich mich wofür entschieden habe (TLDR: Linux Mint mit Cinnamon):

  • Ich probiert KDE/Plasma aus aber das gefällt mir leider nicht. Mit KDE Bismuth kann man zwar leicht Tiling hinzufügen aber unter’m Strich gibt es mir zu viele Einstellungen, zu viele Reiter, mir war nicht immer klar, welche Einstellung welchen Effekt hat… Ich wurde damit einfach nicht warm (obwohl es sogar „verschwommene“ Terminals gibt, die aber, wie ich anfangs vermutet habe, zum arbeiten nicht immer sooo vorteilhaft sind, bzw. das Stark vom Farbschema und dem Hintergrundbild abhängt und am Ende geht dann Produktivität vor).
  • Herbstluftwm installierte ich mir auch (ursprünglich nur aus Neugier) und mir fiel der Einstieg, obwohl ich es deutlich kürzer als KDE/Plasma nutzte deutlich leichter. Ich hab’s sogar geschafft per xrandr ein Skript zu schreiben, sodass sich Herbstluftwm an meine Monitorkonfiguration anpasst (die ich auch gerne mal im laufenden Betrieb ändere, weil ich nicht immer 2 benötige). Allerdings macht so ein Tiling Window Manager ohne Leiste meiner Meinung nicht so viel Sinn/Spaß, weshalb ich mir polybar installierte und an dieser scheiterte es dann: Ich habe im Moment nicht die Zeit/Lust polybar (auch eine fertige Einstellung auf GitHub) so zu konfigurieren, dass ich sinnvoll mit ihr und Herbstluftwm arbeiten kann. Dass es an der polybar und nicht am Window Manager scheiterte, überraschte mich zwar aber im Prinzip biss ich dennoch wegen des Konfigurationsaufwandes auf Granit, obwohl mir das Prinzip der polybar gut gefällt, sogar fast besser als die Standardleisten.

Falls ich dem ganzen also einen zweiten Versuch gebe, dann mit Herbstluftwm + Polybar und bis dahin werde ich auf jeden Fall gerne mit Linux Mint und Cinnamon hantieren, das liegt in meiner goldenen Konfigurationsmitte zwischen KDE/Plasma und Gnome(/Windows).