Systemvorstellung: Silent-PC
Angesichts des scheinbar doch recht großen Interesses an keinem Lärm aus dem PC will ich hier schonmal meine geplante Systemkonfiguration veröffentlichen, nach der ich in ein paar Wochen einen neuen Rechner zusammenbaue. Da das noch nicht alles zusammengebaut ist, kann ich momentan noch keine konkrete Aussage über die tatsächliche Geräuschentwicklung machen, aber ich denke, dass ich da gut rankommen werde, da mein aktuelles System (mit ein paar dieser Komponenten) bereits kaum noch hörbar ist.
[size=13]Zuerst will ich kurz die verbreitetsten Lärmquellen in einem PC zusammenfassen:[/size]
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CPU-Lüfter: Der muss die ganze Abwärme der CPU irgendwohin wegschaffen. Je mehr Strom die CPU braucht, desto mehr Wärme produziert sie. Je kleiner Kühlkörper und Lüfter sind, desto schneller muss der Lüfter drehen, und das verursacht ungemein Lärm.
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Grafikkarten-Lüfter: Ich hab mir sagen lassen, dass die besonders klein und daher sehr laut sein können. Idealerweise sollte dieser Lüfter komplett wegfallen.
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Netzteil: Der Lüfter im Netzteil schafft die Verlustwärme des Netzteils und auch die warme Luft im Inneren des Gehäuses nach draußen. Ist dieser Lüfter nicht besonders leise oder temperaturgeregelt (was immer das auch bringen mag, die Temp. ist in diesem Bereich IMO relativ konstant), trötet der auch fleißig mit. Lüfterlose Netzteile können (lastabhängige) Pfeif- oder Summgeräusche abgeben, die im geschlossenen Gehäuse aber nur gering auffallen.
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Festplatte(n): Die Zugriffsgeräusche können teilweise durch das AAM (Acoustic Management) verringert werden, wodurch sich sogar die Lebensdauer der Festplatte leicht erhöhen soll. Ganz weg bekommt man diese Geräusche so aber nicht. Besonders schnelldrehende Platten (meiner Erfahrung nach ab 7.200 U/min, manchmal auch schon ab 5.400 U/min) verursachen ein konstantes Pfeifen und Rauschen, das einem ganz gewaltig auf den Keks gehen kann.
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Optische Laufwerke (CD/DVD): Die werden laut bleiben, da führt kein Weg dran vorbei. Aber die braucht man ja (normalerweise) nicht so oft.
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Alle gemeinsam: Sind Lüfter oder Festplatte nicht mechanisch vom Gehäuse entkoppelt, fängt das gerne an zu vibrieren. Das ist ein eher niederfrequenter Ton, den man temporär durch Andrücken des Gehäuses an verschiedenen Stellen verringern oder beseitigen kann. Aber das ist auf die Dauer ziemlich umständlich… Das Entfernen der großen Seitenteile des Gehäuses kann aber auch helfen.
[size=13]Was ich dagegen tun will:[/size]
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Energie sparen: Je weniger Energie in die Kiste fließt, desto weniger Wärme wird produziert, desto schwächer kann die Kühlung ausfallen, desto leiser wird das System. In begrenztem Umfang kann man die CPU-Spannung und damit den Energieverbrauch der CPU per Software reduzieren*. Ich rechne mit einem Gesamtenergieverbrauch des PCs von 70 W (Idle) bis 120 W (Last).
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Minimale Kühlung: Wenn das System 5 °C wärmer wird, ist das u.U. weniger tragisch, als wenn es 0,5 Sone lauter ist. Durch geschickte Platzierung der Komponenten im Gehäuse, dessen Wärmeleitfähigkeit und einen schwachen Luftstrom sollte am Schluss ein einziger Gehäuselüfter für das ganze System ausreichen. Ich kann mir auch vorstellen, dass der selbstständige Wärmeaustausch des Gehäuses mit der Umgebung effektiver ist, wenn die Temperaturdifferenz größer ist. (Aber nicht übertreiben!) In begrenztem Umfang kann man die Lüftergeschwindigkeit abhängig von der Temperatur per Software reduzieren*.
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Unvermeidbaren Schall dämmen: Da wo es sinnvoll ist, muss der Schall entsprechend gedämmt werden. Hier fällt mir nur die Festplatte ein, deren Betriebsgeräusche nicht reduziert werden können. Da gibt’s Plattengehäuse für, die eine 3½"-Platte aufnehmen und die Geräusche nahezu vollständig eliminieren. Eine vollständige Gehäusedämmung ist bei einem PC, dessen Innereien praktisch keinen Schall abgeben, nicht sinnvoll und behindert zudem noch den Wärmeaustausch.
*) Die Programme heißen RMClock bzw. SpeedFan (beide für Windows). Die Steuerung der Hardware per Software kann bei Systemabstürzen kritisch sein oder die allgemeine Systemstabilität verringern. Daher bevorzuge ich CPUs, die von Haus aus mit geringer Spannung arbeiten bzw. Lüfter, die langsam drehen. Das vermeidet auch unnötige Lärmentwicklung vom Einschalten des PC bis zum Laufen des Betriebssystems.
[size=13]Was damit nicht geht:[/size]
- High-End-Grafik gibt’s hier keine, da die unweigerlich mit einem Lüfter daherkommt, der den Geräuschpegel des Computers idealerweise deutlich übertrifft.
- Die neuesten und schnellsten CPUs sind hier vermutlich ebenso schlecht aufgehoben, da die etwa doppelt soviel Strom verbraten wie ich es vorhabe, was immerhin eine durchschnittliche Zimmerbeleuchtung ausmachen kann.
- Eine einzige Festplatte muss reichen. 2 oder 3 gingen zwar prinzipiell auch, z.B. für RAIDs, aber dann wird die Montage/Unterbringung schwieriger.
[size=13]Systemkomponenten:[/size]
- Gehäuse: Lian Li PC V1000A Plus II (Aluminium, kopfüber-Bauweise, Netzteil unten) – 160 €[br]Gut, hier ginge sicherlich auch was günstigeres, aber es gibt leider kaum überhaupt Gehäuse in der kopfüber-Bauweise.[br]Je nachdem, welche Lüfter im genannten Gehäuse mitgeliefert werden, könnte ein Austausch von Vorteil sein. Hierfür habe ich mir den SilenX iTrema Pro 120/25 (120 mm, 1.200 U/min, 18 €) ausgesucht, der an der Gehäuserückwand montiert wird und eine Entkopplung gleich mitbringt.
- Netzteil: Amacrox Calmer 300W (lüfterlos) – 90 €[br]Ohne Lüfter kann hier kaum noch ein Geräusch entstehen. Ab und zu pfeift es ein wenig, aber das stört mich nicht ganz so sehr.
- CPU: AMD Athlon64 X2 4600+ EE (90 nm SOI, 65 W TDP) – 100 €[br]Intel-CPUs haben mittlerweile eine vergleichbare Energieeffizienz, lassen sich also ähnlich leise kühlen, kosten allerdings oft etwa das Doppelte.[br]Es gibt neuerdings inoffizielle Ankündigungen für Dual-Core-CPUs von AMD mit nur 45 W TDP, vermutlich in 65-nm-Bauweise. Die wären natürlich noch besser, aber es ist derzeit völlig offen, ob, wann und für wen diese Modelle verfügbar sein werden.
- CPU-Kühler: Scythe Mine Rev. B – 35 €[br]Mal sehen, ob es auch ohne den Lüfter im Kühlkörper geht. Für ca. 55 € gibt es auch größere rein passive Kühlkörper.
- Mainboard: Asus M2N-SLI Deluxe (nForce 570 SLI, Heatpipe-Kühlung) – 100 €[br]Ich habe einige Berichte gelesen, nach denen dieses Board im Betrieb kaum über 35-40 °C warm wird. (Mein MSI-Board kann durchaus 55 °C erreichen!) Der Funktionsumfang ist beträchtlich, aber das nächstkleinere (ohne SLI, ca. 15 € weniger) wird leider schon nicht mehr angeboten.
- RAM: 2x 1 GB DDR2-667-CL5 (ich bevorzuge Kingston, ist aber egal) – 90 €[br]Ab 2 GB braucht man keine Auslagerungsdatei mehr. Ich komm jedenfalls auch mit VMWare, großen Bildern, Videos, Visual Studio etc. seit über einem Jahr ohne aus. Das kann unter Windows die Gesamtperformance für einige Anwendungen (z.B. Firefox, Thunderbird) deutlich verbessern.
- Festplatte: Samsung 500 GB HD501LJ (S-ATA 2, 7.200 U/min) – 125 €
- Festplattengehäuse: Scythe Quiet Drive – 30 €[br]Dieses Gehäuse ist für die Schraubmontage in einem 5¼"-Schacht vorbereitet, allerdings soll die Entkopplung dort sehr schlecht sein. Ich habe das Laufwerk daher mit kleinen Schaumstoffstücken auf den Gehäuseboden gelegt (siehe Link). Für stationären Betrieb ist das völlig ausreichend, auf Reisen kann man das Kästchen ja schnell irgendwo reinschrauben.[br]Insbesondere die Festplattendämmung hat in meinem PC sehr viel ausgemacht. Für an sich relativ leise Systeme kann diese Maßnahme alleine bereits eine deutliche Verbesserung der Situation bringen.
- Grafik: MSI NX7600GS-T2D256EH (nVidia 7600, 2x DVI-I, S-Video, DX9, 256 MB RAM) – 100 €[br]Diesmal wollte ich die Grafik etwas aufrüsten, um all die tollen Vista-Effekte auch sehen zu können. Mittlerweile mag ich die aber gar nicht mehr so recht. Naja, mal schauen.[br]Diese Karte benötigt nach c’t-Tests im Idle nur 10 W, unter 3D-Last nur 25 W Strom (und die anderen Modelle teilweise viel mehr), weshalb die lüfterlose Kühlung plausibel scheint. Gerade auch weil der Kühlkörper nur auf der Vorderseite ist, würde ich die Karte aber gerne kopfüber ins Gehäuse einbauen, damit die Wärme nach oben abziehen kann.[br]Im Chipsatz integrierte Onboard-Grafik würde zwar sicherlich weniger Strom brauchen, dafür aber die Mainboard-Chips weiter aufheizen, und außerdem ist die Performance nicht so gut (z.B. fehlende MPEG-2-Unterstützung) und DVI findet man nur selten.
Summe: 830 € (Näherungswerte, zzgl. Versand ca. 20 €, Stand April 2007)
Das kann jetzt zwar nicht jeden Supermarkt-PC unterbieten, bietet aber aktuelle Leistung auf hohem Niveau bei (hoffentlich) nahezu lautlosem Betrieb. Das können Supermarkt-PCs wohl nur sehr selten. Außerdem behaupte ich jetzt einfach mal, dass die hier gebotene Leistung für die nächsten 2-4 Jahre reichen wird. Aktuelle umfangreiche Betriebssysteme und Office-Suiten laufen hiermit flüssig, die nächsten 2 Jahre wird sich an der Komplexität dieser Software nicht viel ändern und sonst haben die meisten von uns wohl nur selten viel forderndere Anwendungen. (Bis auf die bereits oben ausgeschlossenen PC-Spiele, zu denen ich hier mangels Erfahrung keinerlei Aussage treffen kann. Dafür sollte hier aber allein die Grafikkarte ausschlaggebend sein.) Wer mit weniger Rechenleistung zufrieden ist, kann natürlich auch schwächere Komponenten bei CPU (z.B. Single-Core-Semprons mit 40 W TDP), RAM, Festplatte (Samsung-Platten bleiben erfahrungsgemäß recht kühl) oder Grafik wählen. Ich schätze mal grob, dass man hier auf bis zu 600 € Gesamtkosten (zzgl. Versand) kommen kann.
Wenn alles zusammengebaut ist, sind die einzigen Geräuschquellen noch der einzige Gehäuselüfter, der groß ist und sehr langsam dreht, evtl. noch der ebenfalls verlangsamte CPU-Lüfter, die Festplatte, die im geschlossenen Gehäuse nur noch schwache Zugriffsgeräusche abgibt, und vielleicht sehr leise Pfeifgeräusche aus dem Netzteil oder vom Mainboard (hier eher weniger). Der Gehäuselüfter dürfte die einzige nennenswerte Geräuschquelle darstellen und die angepeilten 11-18 dB sind kaum wahrnehmbar. Bei größerer CPU-Last könnte es evtl. erforderlich sein, den CPU-Lüfter dazuzuschalten, der aber keinen großen Unterschied macht. In jedem Fall sollten angeschlossene Lautsprecher mit Verstärker geprüft werden, da deren Netzbrummen, das vorher keinem aufgefallen ist, dann deutlich hörbar werden kann… Außerdem sollten PC-Tastaturen (und Mäuse) vor dem Kauf auch im Laden auf ihre Lautstärke beim Tippen (bzw. Klicken/Scrollen) untersucht werden.
Erfahrungen zum Erfolg dieses Vorhabens gibt’s, wenn ich es umgesetzt habe.