Volksbegehren für Wahlmöglichkeit zwischen 8- und 9-jährigem Gymnasium


Ich hab Abi in NRW gemacht =/ und da gabs kein Wirtschaft und Recht… Dafür durfte man in NRW ab der 12. klasse Religion abwählen :smiley: (damals als noch g9 war )


Das einzige Fach bei dem ich tatsächlich behaupten möchte (zumindest für mich) sinnlos gewesen zu sein ist Religion.
Mal ganz davon abgesehen bin ich nicht der Meinung dies gehöre - im gegensatz zu Ethik - zum jährlichen Pflichprogramm eines jeden Schülers.


Religion und den Großteil von Kunst / Musik konnte man bei uns in die Tonne treten, da das auch recht wenig mit Allgemeinbildung zu tun hatte. Geschichte ab 1900 sollte auf jeden Fall verpflichtend sein.

Generell sollte man die Faecher unterschiedlich gewichten - meine Schwester ist schon frustriert weil Ethik und Sport im Abi genausoviel zaehlen wie z.B. Mathe.


Davon war ich auch immer frustiert.

Grundsätzlich würde ich kein Fach abschaffen wollen. Allerdings sind in meinen Augen ein paar grundlegene Veränderungen notwendig. Religion gehört durch Ethik ersetzt. Außerdem sollte Religion/Ethik nicht mehr jedes Jahr stattfinden - andere Fächer hat man ja teilweise auch nicht jedes Jahr. In Geschichte kann der Stoff vor 1500 aus meiner Sicht gekürzt werden. Das bleibt sowieso kaum hängen. Viel wichtiger ist es doch, was in den letzten 200 Jahren passiert ist. Und wir sind aus Zeitgründen dann meistens mit dem Stoff gerade nicht fertig geworden.
Sozialkunde kommt eindeutig zu kurz. Ich hatte es freiwillig noch in der Oberstufe, aber Pflicht war es nur in der 11. Hier könnte man auch angesprochene Themen wie Steuern/Versicherungen einbauen bzw. mehr Wert darauf legen. Und auch wenn Englisch ein sehr wichtiges Fach ist, denke ich, dass es in den höheren Jahren durchaus noch Wochenstunden abgeben könnte. Wenn ich mich so daran erinnere, war der Englisch-Unterricht ab der 9. Klasse meistens nur noch langweiliges Blabla ohne Motivation. Der LK war dann wieder gut, weil da wieder richtige Ziele exisiterten (z.B: Übersetzungsfähigkeiten verbessern, Vokabular vergrößern etc.), die 9., 10. und 11. Klasse war mit dem Lehrplan, wie ich ihn hatte, ziemlich sinnlos.
Und auch bei Erdkunde kann wahrscheinlich Einiges ausgemistet werden. Mal ehrlich: warum sollte ich wissen, was Luv und Lee sind?

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Ja, Geschichte kürzen/verschieben fänd ich auch sinnvoll. Wir kriegten in der 12. Klasse Schulbücher für 12 und 13 ausgeteilt, die so viel älter waren als wir, dass da von Mauerfall etc. noch nicht die Rede war. War dann aber auch kein Problem, weil wir mit dem Unterricht nicht wesentlich weiter als bis 1950 gekommen sind.
Das Erdkunde-Argument könnte man genauso gut ausweiten auf z. B. Biologie. Warum sollte ich wissen, was eine Natrium-Kalium-Ionenpumpe tut und wie eine konvergente Evolution aussieht und wo die her kommt?
Und ein bisschen auch auf Deutsch: Warum soll man sich Gedanken über Chiasmen und Onotomatopoeia (hieß doch so, oder?) machen, wenn sich die Hälfte der Leute nach 13 (oder jetzt 12 Jahren) nicht anständig ausdrücken kann, geschweige denn eine sichere Rechtschreibung hat? Ich hab manchmal das Gefühl, dass man im Deutsch-Unterricht wesentlich mehr die Sprache an sich behandeln müsste als die Werke irgendwelcher jahrhundertealten Autoren.

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Ich frag mich, wie die Wahlmöglichkeit 9-jähriges Gymnasium umgesetzt werden soll. Die Kollegstufe lebt(e) von Kursen, aber für sehr viele Fächer wird es einfach nicht genug Interessenten geben, wenn nur ein Teil der Schüler überhaupt 9 Jahre macht. Und genau diese (Leistungs-)Kurse sind für mich der eigentliche Verlust beim Wechsel zum 8-jährigen Gymnasium, nicht das eine Jahr hin oder her. Für meine LKs kann ich sagen, dass wirklich Motivation da war, und genau deshalb hat man da auch wirklich etwas gelernt. Gleichzeitig war der Unterricht in den Grundkursen gezwungen, sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Nicht falsch verstehen, für mich gehört auch eine gute Allgemeinbildung zum Gymnasium - aber die sollte sowohl in 8, als auch in 9 Jahren erreicht werden können.

(Und weil’s gerade um den Deutschunterricht geht: Für mich hat eine Effi Briest eben nichts in einem Grundkurs zu suchen, auch wenn die Deutsch Lehrerin ach so verliebt in das Buch ist :slight_smile: )

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Auf der verlinkten Website gibt es ein Kurzkonzept. Auf den ersten Blick war ich auch eher skeptisch, aber das klingt eigentlich ganz gut machbar.


Naja, „ganz gut machbar“ im Sinne von es gibt kein Kurssystem. Von daher wird es nicht „schlimmer“ als das G8, kommt aber absolut nicht ans alte G9 ran. Beispiel Mathe (das gleiche gilt für Deutsch, Englisch und Geschichte): Die Fächer muss jeder Schüler belegen, in den Klassen werden dann die Interessierten und die, die es nur belegen müssen, durcheinander gemischt. Darunter leidet der Unterricht halt massiv, das LK-Niveau liegt irgendwo in weiter ferne. Etwas weniger betrifft es die Fächer, bei denen man auch Alternativen wählen kann.

Übrigens: Man muss sich zwischen Kunst und Musik entscheiden, ebenso zwischen Wirtschaft & Recht und Geographie. (Übersicht hier, Punkt 10)


Ich würde diese Diskussion gern auffrischen, denn heute kamen einige weiteren Artikel zu diesem Thema heraus:

http://www.nordbayern.de/region/g8-oder-g9-csu-peilt-weitere-gymnasialreform-an-1.5144167
http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/freie-wahl-zwischen-g8-und-g9-das-kommt-auf-nurnberg-zu-1.5389367?rssPage=bm9yZGJheWVybi5kZQ%3D%3D

Edit: Link gefixt


Ich finde beide Möglichkeiten spiegeln einfach nicht wieder, wie sich Kinder und Jugendliche entwickeln. Wir sollten und lieber an den skandinavischen Ländern orientieren.

Am sinnvollsten wäre ein System ähnlich dem der Gesamtschulen. Kein 10-jähriger kann wissen, ob er mal eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren will. FOS und BOS sind da nur eine Notlösung.


Super, dann kann ich als Neonazi-Eltern schön mein Kind in einer Blase lassen. Ich hoffe das war sarkastisch gemeint und du schlägst nicht ernsthaft gerade vor Geschichte zu einem Wahlfach zu machen und damit zwei Jahre Unterricht 1. Weltkrieg bis DDR optional zu machen. LOL

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Gerade, im Mai 2013 :wink:

Vor 1890 könnte man aber alles optional machen. Sonst lernt man als Schulabgänger nur wie toll das Kaiserreich gewesen sein soll, aber das 20. Jahrhundert bleibt „linke Propaganda“ (sofern Geschichte heute noch chronologisch gelehrt wird).


Doch, ich schlage das ernsthaft vor. Deiner Aussage nach extrapoliere ich mal, dass du den restlichen Geschichtsunterricht auch fuer komplett irrelevant haelst, wie ich, d.h. alles grob vor 1900 kann man mal komplett weglassen. Bleibt der Teil mit den Neonazis. Ich finde, das ist als Kontext in einem Fach Sozialkunde oder politische Bildung viel besser und sinnvoller aufgehoben, denn eigentlich geht es dir ja darum, nicht um die geschichtlichen Inhalte an sich.

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Das Konzept des Geschichtsunterrichts, in dem man fast ausschließlich die Geschichte ab ca. 1900 behandelt, wurde bereits z. B. in der UdSSR eingeführt und meiner Ansicht nach haben viele Menschen in postsowjetischen Ländern extreme Defizite in der Kenntnis der Politik und Geschichte. Irrelevante Inhalte gehören natürlich gestrichen, aber es gibt sie genauso wie relevante Fakten in jeder Epoche.

@ *Ralf: Die Idee der Gesamtschule finde ich auch deutlich besser und es wird in vielen Ländern bereits erfolgreich praktiziert. Des Weiteren befürworte ich, dass deutschlandweit derselbe Bildungsstandard herrscht. Ich bin außerdem für ein Abitur nach 8 Jahren, wenn es richtig umgesetzt wird.


Es gibt kein anderes Land mit einer „Gesamtschule“, weil diese ein rein deutsches Konzept ist. Die „Comprehensive School“ ist völlig andere Tradition und auch eine völlig andere Umsetzung! Zumindest gibt es vergleichbare Schulformen, die hingegen grundsätzlich andere Voraussetzungen aufweisen:

  • z.B. „School tuition“ wie in England, Kanada und USA, sowie großen Teilen Asiens, was dafür sorgt, dass auf die besten Schulen immer noch die reichsten Kinder gehen. Hat nix mit dem Konzept der Gesamtschule zu tun.
  • Oder aber wie in skandinavischen Ländern, das mehrheitlich erheblich_höhere Steuern und Abgaben vorhanden sind als hierzulande, die Anzahl Lehrer pro Schüler deutlich höher ist und dazu noch die Gesellschaften wesentlich homogener sind als in z.B. Deutschland oder Frankreich. Die Homogenität trifft auch auf asiatische Länder zu, weil diese Länder für Einwanderung sehr unattraktiv sind.
  • Und in Ländern, in denen das nicht der Fall ist (z.B. Kanada, Neuseeland, Australien), wird bereits vor lange vor Einwanderung sehr genau selektiert, wer herein darf und wer nicht. Die Folge ist, das nur die besten dahin gehen.

Fazit: Es wird anderswo erfolgreich praktiziert, weil es anderswo kaum vergleichbar mit deutschen Bedingungen ist.


@ Zeilenknecht: Ich meinte mit dem Gesamtschulsystem in etwa das französische Bildungssystem. Frankreich ist auch ein Land mit vielen Migranten und die Steuern dort sind moderat. Außerdem gibt es in Frankreich zumindest an öffentlichen Schulen kaum bis keine Schulgebühren.


Da muss ich dir widersprechen, Zeilenknecht. Kanada ist ein Einwanderungsland und sobald du eine Stellenzusage hast bist du drin. Egal, ob gelernt oder nicht.

Unser Schulsystem fördert nur solche Missstände, dass Kinder mit Migrationshintergrund, aus finanziell ärmeren oder weniger gebildeten Familien schlechtere Noten bekommen und in “niedrigeren” Schulformen festsitzen. Das hat nichts mit irgendeiner Homogenität der Bevölkerung zu tun (was auch immer das Bedeuten soll).

Am sinnvollsten fände ich:

  • 4 Jahre Grundschule
  • 5 Jahre bis zur Berufsschulreife
  • 1 Jahr bis zur Fachoberschulreife
  • 1 Jahr bis zum Fachabi
  • 1-2 Jahre bis zum allgemeinen Abi (die Fachbindung ohne zweite Fremdsprache ist Blödsinn).

Egal, wie man das dann nennen will, in dem Fall können die Schüler relativ frei entscheiden, ob sie noch weiter zur Schule gehen wollen, oder z.B. eine berufliche Ausbildung manchen wollen. Wer heute in der 5. Klasse auf der Hauptschule eingeschrieben wurde, hat geringe Chancen zu studieren. Und das liegt sicher nicht an der Begabung.


Das französische Bildungssystem ist wieder völlig anders und außerdem wesentlich schlechter als das deutsche Bildungssystem. Daher ist das kein Gegenbeleg gegen meine Aussagen, sondern bestätigt diese nur.

Das ist schlicht falsch!
Erstens legt das Einwanderungsministerium die Standards fest. Und laut denen musst du eine Mindestpunktzahl aufweisen. Und diese wiederum errechnet sich aus deinen Sprachkenntnissen, deinen formellen Bildungsabschlüssen, deiner Arbeitserfahrung, deinem Alter, usw usf.
Selbst wenn du ein Arbeitsangebot hast ist das alleine nicht_genug um ein Arbeitsvisum für Kanada zu rechtfertigen. Du brauchst aktuell 67 von 100 Punkten. Alleine 28 Punkte entfallen auf Englisch/Französisch, 25 auf Bildung, 15 auf Erfahrung, 12 auf das Alter und nur 10 auf ein Arbeitsangebot.

Vergleiche auch:

Das ist wieder das Henne-Ei-Prinzip. Du meinst also, das Ei würde die Henne erschaffen, dabei erschafft die Henne das Ei. Warum bitteschön haben Vietnamesen etwa, die wohl kaum als „gut betucht“ gelten, weitaus mehr Kinder mit Abitur wie etwa in armen, türkischen Familien?
Weil Bildung eben eine höhere Rolle spielt in der Gesellschaft sowie der Kultur, Stichwort Konfuzianismus. Nur damit hat das zu tun, nicht etwa mit sozialer Herkunft. Und dafür ist das Bildungssystem sogar gut. Schlecht ist es aber, wenn die Rahmenbedingungen, etwa die Migrations - und Sozialpolitik mangelhaft sind.
Wenn du wirklich mal ein solches Land erleben willst: China oder Japan! Dann weißt du, was soziale Herkunft tatsächlich heißt.

Schüler können sich heute auch entscheiden. Ich habe drei Personen auf ihrem Weg von Real - bzw. Haupt/Sonderschule zum Abitur und Studium begleitet. Man muss aber etwas dafür tun! Und wer nicht bereit ist, Leistung zu zeigen, bleibt auf der Strecke. So läuft das nun mal in Deutschland. Und eine Gesamtschule ändert nichts an solchen Verhältnissen, sondern zementiert sie nur noch.


Inwiefern?


Doch, genau daran liegt es.

Meine Frau ist Grundschullehrerin, und im Endeffekt dreht sich bei ihr alles darum, sowohl den starken als auch den schwachen Schülern gerecht zu werden. Das ist aber eine Sisyphusaufgabe, denn trotz kleiner Klassen, Förderunterricht und individuellere Betreuung durch zwei Lehrkräfte in manchen Unterrichtsstunden, kann man froh sein, wenn die schwachen Schüler nach 4 Jahren das gelernt haben, was andere nach 2 bis 3 Jahren konnten. Intelligenz ist nun mal nicht gleichverteilt.

Natürlich gibt es immer auch Ausnahmen, und nach 4 Schuljahren ist der Lebensweg noch lange nicht festgelegt. Aber genau dafür ist unser Bildungsystem ja flexibel; Oberstufe nach der mittleren Reife, Fachoberschule, Kollegs, Abendschule, … es gibt unglaublich viele Wege die zu einem Studium führen.
Diese Wege werden in der Regel aber auch nicht von denen gegangen, die man nach 4 Jahren „völlig falsch einsortiert hat“, wie man es dem Schulsystem so gerne unterstellt. Das machen vielmehr diejenigen, die in der Realschule zu den Starken gehört haben, oder auf dem Gymnasium gescheitert sind und einen zweiten Anlauf nehmen.

Wie unsinnig diese ganzen Homogenisierungsansätze sind, sieht man ja auch recht schnell wenn man die Defizite des Schulsystems betrachtet: Selbstverständlich ist es idiotisch, wenn ein durchschnittlicher Realschüler mit großer Begabung für Sprachen kein Englisch auf Gymnasialniveau lernen darf. Die Lösung lautet hier aber Individualisierung, also stärkere Differnzierung, Trennung von starken und schwachen Schülern, etc.